Benjamin Hadrigan hat Lernsieg im Alter von 17 Jahren gegründet. 
Benjamin Hadrigan hat Lernsieg im Alter von 17 Jahren gegründet.
Lichtpunkt Fotografie

Nach viel Kritik und etlichen Gerichtsprozessen bekommt die umstrittene Lehrer-Bewertungsapp Lernsieg eine neue Eigentümerin. Benjamin Hadrigan, Gründer der App, hat die Mehrheit am Unternehmen an Katharina Lang von der Lang Invest GmbH verkauft. Diese plant nun, die Lernsieg-App im September 2024 im Rahmen eines Relaunches wieder online gehen zu lassen.

"Wir wollen Lernsieg in Österreich so schnell wie möglich wieder online bringen, um den Schülerinnen und Schülern wieder ihre Meinungsfreiheit zurückzugeben", so Lang in einer Presseaussendung. Rückenwind bekommt die 21-Jährige dabei auch von einem schweizerischen Investorenkonsortium, über das die Lang Invest GmbH für die nächsten fünf Jahre mit 1,8 Millionen Euro rechtlich gegen weitere Klagswellen der Lehrergewerkschaft abgesichert ist. Weiters heißt es, dass erste Werbekunden für den Relaunch gewonnen werden konnten.

Gerichts-Marathon

Hadrigan hatte die App Lernsieg 2019 im Alter von 17 Jahren ins Leben gerufen. Rasch entwickelte sie sich zum Hit – und zog den Unmut der Lehrergewerkschaft auf sich. "Ein paar Wochen hat es bis zur ersten Klage der Lehrergewerkschaft gedauert, in den weiteren Monaten kamen rund 70 weitere Verfahren hinzu", erinnert sich Hadrigan: "Bereits im ersten Jahr mussten wir rund 500.000 Euro für Rechtsanwälte ausgeben, es war ein ständiger Bergaufkampf. Diese Klagen in Kombination mit Hassnachrichten von Lehrerinnen und Lehrern zerstörten beinahe meine Existenz."

Die Klagen gingen bis zum Obersten Gerichtshof (OGH), der die Lehrerbewertungs-App schließlich für zulässig hielt (der STANDARD berichtete): Dass Schülerinnen und Schüler die Lehrkräfte anonym bewerten könnten, sei vom Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt, so das Urteil. In der bisherigen Version der App konnten Schüler ihre Lehrer in verschiedenen Kategorien mit einem bis fünf Sternen bewerten, dazu mussten sie zwar ihre Telefonnummer, nicht aber ihren Namen angeben.

Kooperation statt Klagen

Aufgrund dieser Rechtsprechung geht Hadrigan davon aus, dass Lang "eine neue Ära für die App einläuten wird". Laut Lang wiederum sind die Urteile "ein großer Sieg für die Meinungsfreiheit und unseren Bildungsstandort". Dennoch betont sie, sich nicht mit der Gewerkschaft streiten zu wollen. Denn immerhin befürworten auch viele Lehrer die App und gestalten diese im Gremium aktiv mit, so die Unternehmerin.

Dementsprechend habe sie an Eckehard Quin, den Gewerkschaftspräsident der Lehrergewerkschaft, eine Einladung zum Gespräch ausgesandt, um das Feedback der Lehrergewerkschaft bei der Neuentwicklung der App einzubinden, betont Lang. Eine Rückmeldung habe sie aber noch nicht erhalten. (stm, 15.5.2024)

Update, 15.5.2024, 10:48: Dem Start-up zufolge hat man von Eckehard Quin eine Absage für die Anfrage zu einem Gespräch erhalten. Lang wurde stattdessen gebeten, sich an Paul Kimberger, Vorsitzender der Bundesleitung der Gewerkschaft Pflichtschullehrerinnen und Pflichtschullehrer, zu wenden.